Perspektiven Kölner Innenstadt: Michael Kunz von PROXIMUS Real Estate zur Immobilienentwicklung

Montag, 25. Oktober

Interview mit dem Geschäftsführer der Proximus Real Estate AG, Michael Kunz: „Für uns als Investor sind nachhaltige Immobilien von zentraler Bedeutung“

 

Köln | Die Kölner Unternehmensgruppe Proximus Real Estate ist ein Immobilieninvestor und Projektentwickler, der an seinem Hauptsitz Großprojekte wie das Gerlingquartier, das Hochhaus am Friesenplatz oder das neue Carré Belge betreut. report-K sprach mit dem Gründer und Geschäftsführer Michael Kunz über seine Perspektiven für die Kölner Innenstadt.

Wie erleben Sie gerade die Situation in der Kölner Innenstadt?

Michael Kunz: In der Kölner Innenstadt wird es auch weiter massive Veränderungen geben. Das Kaufverhalten hat sich genauso geändert wie die Mietsituation. Branchen wie die Gastronomie wurden durch die Pandemie nachhaltig geschädigt. So gibt es für Investoren und Entwickler Mieter wie zum Beispiel den Lebensmitteleinzelhandel mit einer hohen Bonität, welche als Gewinner aus der Pandemie hervorgehen, während andere Bereiche derzeit große Probleme haben. Das wird zu einer deutlichen Umwälzung führen, auf die man entsprechend reagieren muss.

Sie haben am Hohenzollernring gerade das Großprojekt Carré Belge abgeschlossen und dem alten Capitol-Areal neues Leben eingehaucht.

Kunz: Das Carré Belge ist ein Paradeprojekt für nachhaltige Nachverdichtung in der Innenstadt. Das gilt sowohl für die ökologische als auch für die ökonomische Seite. Für uns als Investor sind solche nachhaltigen Immobilien mit einer langen Lebensdauer von zentraler Bedeutung. Wer heute durch Köln geht, entdeckt noch viele Bausünden aus der Nachkriegszeit. Wir wollen mit unseren Objekten eine hochwertige Architektur schaffen, die auch noch in 20 oder 30 Jahren nichts von ihrer Aktualität und Qualität einbüßt. Das gilt für die Optik genauso wie für die eingesetzten Baustoffe. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch eine hohe Drittverwendungsfähigkeit innerhalb der Gebäudestruktur, sprich Gebäudetiefen, -höhen und Belichtung der Flächen. Nach einer Hotelnutzung können wir hier auch Büro, Einzelhandel oder sogar Wohnen realisieren.

Zu den Objekten von Proximus gehört auch das Hochhaus am Friesenplatz, wo früher im Erdgeschoss eine große Strauss-Filiale ihren Sitz hatte.

Kunz: Das ist ein Projekt, das wir gemeinsam mit Quantum umsetzen. Schwierig ist hier, dass wir seit mehr als zwei Jahren keinen abgestimmten Fahrplan mit der Politik erstellen konnten. Hier ist die Politik leider kein verlässlicher Partner in Sachen Zeitfenster. Deshalb werden wir jetzt anstelle eines Neubaus eine auf den Bestand bezogene nachhaltige Lösung umsetzen, die wir in Kürze präsentieren werden. Das Zeitfenster ist für uns von enormer Bedeutung, da die Rahmenbedingungen sich hinsichtlich der Pandemie grundlegend ändern, insbesondere bei der Finanzierung solcher Großprojekte. Geplant ist ein Gebäude mit Büro, Einzelhandel und Gastronomie unter Berücksichtigung neuer Mobilitätskonzepte.

Die Höhe des Gebäudes war ein großer Streitpunkt.

Kunz: Das war einer der Gründe, warum sich eine Einigung mit der Politik immer wieder verzögert hat. Die Höhe ist streitbar, aber man darf hier die Schuld nicht immer dem „bösen“ Investor geben. Viel wichtiger wäre es, an dieser prominenten Stelle ein zukunftweisendes Objekt zu realisieren.

Das Quartier des früheren Versicherungskonzerns Gerling ist ein weiteres Projekt der Proximus und der Quantum.

Kunz: Das innerstädtische Friesen-Quartier mit den Nutzungsarten Büro, Wohnen und Einzelhandel sowie einer Tiefgarage, welches gegenüber des heutigen 25-Hours-Hotels liegt, haben wir fertiggestellt und an einen großen amerikanischen Investor verkauft. Großmieter sind dort bekannte internationale Unternehmen, die dem Standort eine deutliche Aufwertung bringen. Aktuell geht es um das denkmalgeschütze Gebäudeensemble mit dem 25-Hours-Hotel. Dazu gehört auch der frühere Haupteingang des Versicherungskonzerns mit dem Jahrhundertsaal sowie der Bereiche am Hildeboldplatz und der Spiesergasse. Es wird dort ein Mix von Büroflächen, Einzelhandel und Gastronomie entstehen. Alleine der Jahrhundertsaal ist mit seiner spektakulären Decke eine Attraktion, wie man sie in Köln nur selten findet. Das, was wir jetzt fertigstellen, ist das letzte Puzzleteil des Großprojektes Gerling Quartier, was eine wichtige Erweiterung der Innenstadt darstellt. Hier haben wir eine der besten Lagen in der Kölner City. Für uns als Entwickler ist das auch durch den Denkmalschutz, den wir beachten müssen, eine große städtebauliche Herausforderung.

Welche Auswirkungen hat das neue Mobilitätskonzept für ihre Arbeit?

Kunz: Die Verkehrssituation auf den Ringen hat sich deutlich verändert. Die Fahrstreifen für Autos wurden reduziert, um mehr Platz für Radfahrer zu schaffen. Auch die Elektromobilität mit den E-Scootern oder den E-Autos bringt Herausforderungen, wenn man heute zum Beispiel ein Innenstadtquartier plant. Nur wer das berücksichtigt, kann zukunftsfähige Projekte noch umsetzen. Daher liegt unser Fokus als Investor ganz klar auf dem Thema Nachhaltigkeit, wie wir das gerade beim Carré Belge oder dem Friesen-Quartier gezeigt haben.

Autor: Von Stephan Eppinger